
Die Inhalte des Buchs
Vorwort der Herausgeber
Geleitworte
Teil 1: Wege in eine psychodynamische Bioenergetik
Kapitel 1.1: Neurobiologische Grundlagen der Selbstentwicklung
von Reinhard Weber-Steinbach
von Reinhard Weber-Steinbach
Dieser Beitrag fasst die wesentlichen Erkenntnisse der Neurobiologie und der Neuropsychoanalyse in Bezug auf Psychotherapie und die Selbstentwicklung zusammen. Zunächst werden die neurobiologischen Grundlagen des menschlichen Nervensystems dargestellt, mit der Nervenzelle als kleinster Einheit, seinem zentralen und peripheren Anteil und seinen sensomotorischen und autonomen Fasern. Die dann folgenden Erkenntnisse aus neuropsychoanalytischer Perspektive betonen die Bedeutung des synchronisierten Blickkontakts zwischen Säugling und primären Bezugspersonen für die Entwicklung von Affektregulation und Bindung. Schließlich wird das Selbst aus neurobiologischer Perspektive betrachtet und es werden neue Erkenntnisse zum Bewusstsein und zu Affekten erläutert. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 1.2: Körperinterventionen
von Renate Schwenk
von Renate Schwenk
Dieser Beitrag zeigt auf, welche wesentliche Rolle Körperinterventionen im therapeutischen Kontext spielen und welche Zielsetzungen sie verfolgen können. Um die vielfältigen Interventionsmöglichkeiten in der Bioenergetischen Analyse nachvollziehbar und übersichtlich zu strukturieren, werden sie nach Zeitfenstern geordnet, in denen sie sich im Therapieverlauf vorrangig einsetzen lassen. So werden zunächst Interventionen vorgestellt, die bei Therapiebeginn und für die Anfangsdiagnostik hilfreich sein können, dann jene Interventionen, die sich zur Vorbereitung einer vertieften therapeutischen Arbeit eignen, und letztlich Körperinterventionen für die fortgeschrittene Therapiephase. Dabei wird unterschieden, ob bei der Klientin von einem neurotischen, einem defizitären bzw. (entwicklungs-)traumatischen Verarbeitungsmuster oder von einer Traumatisierung auszugehen ist. Darüber hinaus werden die speziellen Anforderungen thematisiert, mit denen sich die Therapeutin bei der Körperarbeit mit und ohne Berührung konfrontiert sieht. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 1.3: Heilung durch den oder mit dem Körper — Möglichkeiten und Grenzen der Selbstregulation
von Magdalena Glück & Gustav Glück
von Magdalena Glück & Gustav Glück
Dieser Essay ist ein Plädoyer für Körperübungen und die entsprechende Auseinandersetzung mit den durch die Übungen angestoßenen Lebensthemen und Widerständen. Autoethnografisch nähern sich die Autoren den Phänomenen der Heilung, des Groundings, den erlebten Grenzen und den Möglichkeitsräumen des eigenen Erlebens an. Ihre leitenden Konzepte und tragenden Ideen sind dabei Körper- und Charakterpanzerungen, Reichs dreischichtiges Charaktermodell, die therapeutische Reise im Sinne einer mittelalterlichen Wanderschaft und Serendipität. Persönliche Erlebnisse rund um die Überwindung erlebter Grenzen und die Schaffung neuer Möglichkeiten runden den Essay ab. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 1.4: Gruppen-Körper-Psycho-Therapie — Interpersonelle Arbeit mit und durch Gruppen
von Maria Majce-Egger
von Maria Majce-Egger
In Gruppen treffen einzelne Personen mit ihren Haltungen und Einstellungen, ihrem sozialen Background, ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen aufeinander. Durch psychische und körperliche Resonanzphänomene zwischen den Gruppenmitgliedern bildet sich eine gemeinsame Gruppenstruktur – eine unbewusste Abstimmung, die sich als Gruppenkörper manifestiert und als atmosphärisches Feld wahrnehmbar ist. In diesem Kapitel beschreibt die Autorin bioenergetisch-analytische Gruppenarbeit auf dem Hintergrund interpersonaler Gruppenmodelle.
Teil 2: Behandlungstheoretische, entwicklungspsychologische und psychopathologische Kernelemente der psychodynamischen Bioenergetik
Kapitel 2.1: Psychodynamisches Verstehen in der Bioenergetischen Analyse
von Jens Tasche
von Jens Tasche
Um eine psychoanalytische Perspektive auf das bioenergetische Therapiegeschehen zu entwickeln, werden Begriffe wie Abwehr, Trieb und Selbst untersucht. Es wird kritisiert, dass der kulturelle Wandel der letzten Jahrzehnte und das dadurch stark veränderte Erziehungsverhalten nicht im Theoriekorpus der BA berücksichtigt wurde, obwohl sich der Fokus der bioenergetischen Praxis dadurch von der Affektmobilisierung hin zur Affektregulation verschoben hat. So sind die heutigen Entwicklungsstörungen kaum noch durch eine affektive Überregulierung und muskulären Verpanzerungen geprägt. Stattdessen führt ein Mangel an optimaler Frustration durch die Eltern zu einer Unterregulierung von Affekten − und damit einhergehend zu großen Schwierigkeiten, Unlust ertragen zu können. Der Essay plädiert dafür, den psychoanalytischen Trauma-Konflikt-Struktur-Cluster unter Beibehaltung des bioenergetischen Verständnisses einer funktionellen Identität von Körper und Psyche in die BA einzuführen. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 2.2: Von der Trieborientierung zur Beziehung — Das Konzept der Charakterstrukturen im Wandel der Zeit
von Christine Pechtl
von Christine Pechtl
Das in den Vorstellungen eines biologischen Triebes wurzelnde Konzept der funktionalen Identität und der Charakterstrukturen, das untrennbar mit Wilhelm Reich und Alexander Lowen verknüpft ist, war und ist Körperpsychotherapeut*innen unterschiedlichster Schulen ein wichtiger Bezugspunkt. Das zugehörige Charakterstrukturmodell zeichnet sich durch die Verknüpfung von körperlichem Geschehen und (Gegen-)Übertragungs-Phänomenen, d.h. dem Unbewussten in der Beziehung, aus. Mit zunehmender Konzentration auf frühe Störungen geriet das Modell in den Hintergrund. Dieser Artikel versucht, es wieder mit den Fragestellungen moderner Körperpsychotherapie in Verbindung zu bringen – und damit Alexander Lowens Anspruch zu folgen, wonach neue Fragestellungen auch neue Denk- und Behandlungsmethoden nach sich ziehen. Unterstützt wird dieser Anspruch durch die wachsende Erkenntnis, dass frühe körperliche Erfahrungen in der Beziehung zu ersten Bezugspersonen die Stabilität unserer Persönlichkeit und unsere späteren Selbstregulationsfähigkeiten bedingen. Ein intersubjektives Therapiekonzept, wie es in der modernen Bioenergetischen Analyse verbreitet ist, erfährt theoretische Unterstützung bzw. Verortung in den charakterstrukturellen Konzepten. Interessiert an einem Einstieg? Dann klicken Sie hier!
Kapitel 2.3: Bioenergetische Analyse und Bindungstheorie
von Dorota Wejner
von Dorota Wejner
Der Aufsatz zeichnet die Entwicklungen der Bioenergetischen Analyse und der Bindungstheorie nach und stellt die jeweiligen Grundkonzepte mit Blick auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede vor. Die Autorin beschreibt detailliert, wie die verschiedenen Bindungsstile mit den bioenergetischen Charakterstrukturen korrespondieren und wie Bowlbys Konzept des Inner Working Models eine wichtige Rolle in der bioenergetischen Arbeit spielen kann. Sie macht konkrete Vorschläge, wie Therapeuten ihre Klienten dabei unterstützen können, ihr Inner Working Model zu verstehen und anschließend flexibel zu erweitern, um mehr Nähe und Sicherheit in ihrem Leben erfahren zu können. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 2.4: Der bewegte Körper in Beziehung — Bioenergetik und intersubjektive Psychoanalyse
von Dieter Rau-Luberichs
von Dieter Rau-Luberichs
Dieses Essay beleuchtet das Konzept der Intersubjektivität und zeichnet nach, wie die sogenannte intersubjektive Wende einen Paradigmenwechsel in der Psychoanalyse einleitete. Dabei steht Intersubjektivität nicht nur für die Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient, sondern ist in der frühen Mutter-Baby-Beziehung bzw. sogar pränatal in der Beziehung des Fötus zum Mutterbauch begründet. Der Autor beschreibt, wie sich die Intersubjektivitätstheorie aus Diskussionen um die frühe psychoanalytische Technik, aus der Humanistischen Psychologie und später auch aus der modernen Säuglings- und Kognitionsforschung heraus entwickelte. Heute kontextualisiert die Theorie als Erweiterung bzw. Ergänzung der Selbstpsychologie alle Begriffe der Psychoanalyse. Da jedoch das Selbst und auch Intersubjektivität von Grund auf verkörpert sind (Körperselbst, Bewegungsselbst, Beziehungsselbst), kommt der Intersubjektivitätstheorie auch in der Körperpsychotherapie bzw. Bioenergetik ein zentrale Bedeutung zu. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 2.5: Bioenergetische Analyse zwischen Tiefenpsychologie und Humanistischer Psychologie – ein Blick zurück
von Ulrich Sollmann
von Ulrich Sollmann
Das Esalen-Institut in Kalifornien lässt sich als Geburtsstätte der Humanistischen Psychologie verstehen − ging es dort doch allen Teilnehmern, Therapeuten und Forschern um Selbsterfahrung und -ausdruck, Sinnsuche, spirituelle Erfahrung und neue Formen des Zusammenlebens bzw. der gesellschaftlichen Praxis. Der Autor zeichnet die diesbezügliche Entwicklung im Einzelnen nach und setzt sie in den Kontext der damaligen Zeit, die wie keine andere Zeit für die konzeptionelle Entwicklung und co-kreative Erarbeitung spezifischer Psychotherapieverfahren steht. Als wesentliches Merkmal der damaligen Bewegung benennt er den neuartigen Zugang zur Bearbeitung von Problemen therapiesuchender Menschen und die erstmalig deutlich und differenziert ressourcenorientierte Stärkung bzw. Förderung dessen, was heute wohl als innewohnende Kraft der Resilienz bezeichnet würde.
Der Autor thematisiert auch das Zusammenspiel von tiefenpsychologischer und humanistisch-psychologischer Perspektive in der Bioenergetischen Analyse und verdeutlicht dieses Zusammenspiel anhand neuerer Entwicklungen in der BA. In Anlehnung an ihre Entwicklungsgeschichte lässt sich die BA damit nicht nur als Krankenbehandlung und Stärkung der eigenen Ressourcen, sondern auch als gesellschaftliches Handeln verstehen.
Teil 3: Ausgewählte Anwendungsbereiche der psychodynamischen Bioenergetik
Kapitel 3.1: Bioenergetische, psychiatrische und psychodynamische Diagnostik
von Reinhard Weber-Steinbach
von Reinhard Weber-Steinbach
Dieser Beitrag stellt die Grundlagen der medizinisch-psychologischen Diagnostik von der bioenergetischen über die psychiatrische zur psychodynamischen Diagnostik dar. Er zeigt auf, wie sich die verschiedenen Diagnostiken in ihren modernen Ausprägungen wertvoll gegenseitig bereichern können, und sucht nach Gründen, warum dennoch auf allen Seiten große Vorbehalte vorherrschen, wenn es um die Integration von Erfahrungswerten aus den jeweils anderen Forschungsbereichen geht. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 3.2: Zusammenfügen und Vergolden — Heilungswege bei komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen
von Regina Trotz
von Regina Trotz
Nach einer kurzen Definition von Trauma und den verschiedenen Stufen (komplexer) posttraumatischer Belastungsstörungen folgen die neurophysiologischen Grundlagen, die für ein Verständnis früher Entwicklungsstörungen und späterer Dissoziationsprozesse nötig sind. Anschließend werden die Grundlagen der Traumaverarbeitung erläutert, insbesondere die Fähigkeit zur Selbstregulation und die Ressourcenorientierung. Dabei wird die innere Haltung der Psychotherapeutin als wesentlicher Schlüssel für die Arbeit mit Menschen mit komplexer PTBS herausgearbeitet und es werden mit Grounding, Titration und Pendeln drei grundlegende Methoden zur Traumaverarbeitung vorgestellt. Kurze Fallvignetten aus der therapeutischen Praxis, ein Selbsterfahrungsbericht einer Klientin und ein Ruf nach einer traumasensiblen Gesellschaft runden das Kapitel ab. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 3.3: Körperpsychodynamische Therapie mit Kindern und Jugendlichen
von Carsten Holle
von Carsten Holle
Bereits in der Anfangsphase der Psychoanalyse modifizierten Therapeutinnen die Methode, um sie bei Kindern und Jugendlichen anwenden zu können. Aus ihren klinischen Beobachtungen heraus formulierten sie entwicklungspsychologische Erkenntnisse, die die psychodynamische Theoriebildung und Behandlungstechnik bis heute maßgeblich beeinflussen. Nicht nur, aber auch ihren Beiträgen ist es zu verdanken, dass die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen nach und nach in den Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung bzw. der Gesetzgebung gerückt sind – wenn auch bei Weitem noch nicht in ausreichendem Maß. Unter besonderer Berücksichtigung bioenergetischer Beiträge weist dieser Essay nach, dass der körperpsychodynamischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen ein mit der Psychoanalyse vergleichbarer Weg möglich und wünschenswert ist, und zwar sowohl hinsichtlich der Weiterentwicklung ihrer Theorie und Behandlungstechnik als auch bezogen auf eine körperpsychodynamisch fundierte Interessensvertretung für diese vulnerabelste aller Bevölkerungs- und Klientinnengruppen. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 3.4: Transkulturelle Herausforderungen der Bioenergetischen Analyse
von Ulrich Sollmann
von Ulrich Sollmann
Der Autor des Essays kritisiert, dass dem Curriculum des Internationalen Institut für Bioenergetische Analyse (IIBA) der Bezug zu bioenergetisch-psychodynamischen Gruppenarbeitsformen fehlt und kulturelle Unterschiede nicht berücksichtigt werden. Er betont, dass für den Transfer der BA in einen anderen Kulturkreis Anschlussmöglichkeiten gefunden werden müssen. Zu diesem Zweck schlägt er vor, gleichzeitig eine Top-Down-Haltung, die den Bezug zur bioenergetischen Lehre sichert, und eine Bottom-Up-Haltung, die die fortlaufende Überprüfung der Theorie unter Bezugnahme auf die jeweiligen gesellschaftlichen, transkulturellen und erfahrungsbasierten Prozesse ermöglicht, einzunehmen. Zudem plädiert er dafür, das bioenergetische Konzept des Groundings einer Person in ihrer Lebenswirklichkeit um das Grounding im Gruppenprozess, im prägenden gesellschaftlichen Umfeld und im jeweiligen Ereignisraum des einzelnen Menschen zu erweitern. Als in China tätiger Bioenergetischer Analytiker unterscheidet der Autor dabei inter-, multi- und transkulturelle Kommunikation und illustriert seine Position an Beispielen wie dem kulturellen Wahrnehmungsmodus, konfuzianischer Hierarchie, konkreten Kommunikations- und Beziehungsmodi oder der besonderen Relevanz der englischen Sprache in der BA.
Teil 4: Bioenergetisch-psychodynamisches Arbeiten in der Postmoderne
Kapitel 4.1: Die Suche nach Wahrhaftigkeit und das Streben nach Selbstverwirklichung
von Christoph Helferich
von Christoph Helferich
Der Beitrag beschreibt, wie sich die Suche nach Wahrhaftigkeit und das Streben nach Selbstverwirklichung seit etwa der Mitte des vergangenen Jahrhunderts entwickelt haben. Dieser Zeitraum lässt sich in drei Abschnitte untergliedern. In der Blütezeit der Humanistischen Psychologie (ca. 1950-1970) steht der Begriff der Selbstverwirklichung für ein ganzheitliches, lebensumfassendes Projekt, wobei die Begegnung von Therapeut und Patient auf persönliche Aufrichtigkeit angelegt ist. In der Bioenergetik werden Wahrhaftigkeit und Selbstverwirklichung eng an das leibliche Selbst gebunden; ihre gelungene Form spiegelt sich als Anmut wider. In der postmodernen Phase (ca. 1970-2000) werden die langfristigen Kontexte von Arbeit, Familie und Beziehungsleben fragwürdig; zugleich entsteht ein starkes emanzipatorisches Verlangen nach alternativen Lebensformen, die einen größeren Spielraum für die individuelle Lebensgestaltung erlauben. Etwa ab dem Jahr 2000 beginnt mit der digitalen Durchdringung der Lebenswelt die Phase der performativen Selbstverwirklichung. Sie zeichnet sich durch ein starkes Bedürfnis nach medialer Selbstdarstellung aus. In dieser Entwicklung hin zum Virtuellen bleibt offen, welche Bedeutung der leiblichen Anwesenheit zukommt. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 4.2: Die vierte Kränkung — Veränderungen im Erleben, Verstehen und Heilen infolge der vierten technischen Revolution
von Martin Herberhold
von Martin Herberhold
Der Beitrag untersucht die Auswirkungen der Digitalisierung bzw. künstlichen Intelligenz (KI) auf das menschliche Erleben, Verstehen und Heilen. Er vergleicht die damit einhergehenden Entwicklungen mit den drei großen historischen Kränkungen der Menschheit durch wissenschaftliche Erkenntnisse: die Kopernikanische Wende, Darwins Evolutionslehre und die Entdeckung des Unbewussten. Die Veränderungen bezüglich des Selbstgefühls bzw. der Identität unter dem Einfluss digitaler Technologien werden diskutiert, sowie auch die daraus resultierenden Herausforderungen für die Psychotherapie. In diesem Zuge werden der aktuelle Trend zur Selbstkonstruktion und die zunehmende Entsinnlichung kritisch betrachtet. Der Autor zeigt auf, wie sich dadurch das menschliche Zusammenleben und die Beziehung der Menschen zur Umwelt verändern. Insbesondere zeichnet er die aktuellen Entwicklungen rund um KI und deren Auswirkungen für die Bildung, ethische Fragestellungen und nicht zuletzt auch Psychotherapie nach. So werden z.B. emotionale Robotik und Virtual Reality mit Blick auf ihren möglichen Einsatz im psychotherapeutischen Setting vorgestellt und die damit einhergehenden Chancen und Risiken für die Bioenergetik erläutert. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 4.3: Weibliche Identitäten — Geschlechtliche und sexuelle Körper im Entstehen
von Rossana Colonna
von Rossana Colonna
Weibliche Identitäten sind soziokulturelle Konstruktionen. Zwar haben sie sich im Übergang von der patriarchalen zur postmodernen Gesellschaft verändert und sind nicht mehr in der binären Anpassung gefangen, sondern können sich freier zwischen den Polen weiblich und männlich bewegen. Dennoch wird das Weibliche weiterhin vom Männlichen kolonisiert und u.a. durch den mütterlichen Körper, der die Geschichte einer über viele Generationen von einer patriarchalen Kultur geprägten Weiblichkeit in sich trägt, vermittelt. Unter Bezugnahme auf psychodynamische Theorien und das bioenergetische Erdungskonzept beschäftigt sich der Essay anhand von zwei Fallvignetten damit, wie der Übergang vom körperlichen Erleben für den Anderen zu einem körperlichen Erleben mit dem Anderen bewältigt werden kann. Dabei kritisiert die Autorin den Umgang mit Weiblichkeit in der BA. Sie plädiert dafür, männliche und weibliche Identitäten als Ausdruck des bio-psycho-sozialen Seins zu verstehen und den Dimensionen und Nuancen dieses Seins auch in der BA mehr Anerkennung bzw. Interesse entgegenzubringen. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 4.4: Neue Leiden — Störungsbilder und der gesellschaftliche Wandel
von Jens Tasche
von Jens Tasche
Der seit dem 19. Jahrhundert in den Industriegesellschaften zunehmend zu beobachtende Prozess der Individualisierung hat spezielle Ausdrucksformen psychischen Leidens hervorgebracht, die in enger Wechselwirkung mit den politischen, technologischen und kulturellen Werten der jeweiligen Epoche stehen. Aus einer zunächst psychodynamischen und später bioenergetischen Perspektive vollzieht der Autor diese Veränderungen nach. Dabei nimmt er vertieft auf den aktuellen postmodernen Zeitgeist Bezug und zeigt, dass das derzeitige individualisierte Identitätsverständnis das Auftreten von Erschöpfungserkrankungen wie Depressionen begünstigt. Die Gründe hierfür liegen vorrangig im Scheitern an frühkindlichen Verselbstständigungs-Aufgaben. Damit kann das Kind die mentalen Fähigkeiten, Getrenntheit (orale Stufe), Verlassenheit (anale Stufe) und Ausgeschlossenheit (ödipale Stufe) zu akzeptieren, nicht ausreichend erwerben und es kommt zu Defiziten bei der Entwicklung der psychischen Struktur. Entsprechend plädiert der Autor dafür, den Aspekt der Bewältigung von kindlichen Entwicklungsaufgaben stärker in den Fokus der bioenergetischen Therapie zu rücken. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
Kapitel 4.5: Körper und Spiritualität – eine Liebesbeziehung
von Irmhild Liebau
von Irmhild Liebau
Dieser Essay beschreibt, wie sich in einer psychodynamischen Bioenergetischen Analyse die Spiritualität verkörpert. Zuerst wird gezeigt, dass die Bioenergetische Analyse in ihrer modernen Ausprägung ein psychodynamisches Beziehungsgeschehen ist. Anschließend wird die Spiritualität des Körpers Alexander Lowens mit Blick auf implizit enthaltene Aussagen zu Psychodynamik und Beziehung untersucht. In einem gesonderten Abschnitt erläutert die Autorin ihren eigenen Ansatz der Körperorientierten Seelsorge und der darin verkörperten spirituellen Beziehung. Anhand eines Fallbeispiels wird ersichtlich, wie Körper und Spiritualität in einer intensiven Beziehung mit einer sterbenden Frau zum Ausdruck kommen. Der Text schließt mit einer Beschreibung der Liebe und Sexualität innewohnenden Spiritualität. Drei angeleitete Meditationen runden den Essay ab. Nichts Neues für Sie? Dann testen Sie Ihr Wissen hier!
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